Freitag, 13. November 2009

Nackt und Schwanger auf Cover einer Frauenzeitschrift: eine Medienrevolution in Marokko





Mit nackter Haut, großer Wirkung, die Lust am Lesen zu steigern

Für viele ist es ein Schock, für andere eine Überraschung verbunden mit Hoffnung und für mich ist es eine Medienrevolution: Das Aktfoto der schwangeren Nadia Larguet auf dem Titel der „Femmes du Maroc“, der renommierten Frauenzeitschrift in Marokko. Das heißt nichts anderes, als dass ein Freiraum für Emotionen geschaffen wurde.
Dieser Raum ist ein Bild von einer nackten schwangeren marokkanischen Frau, die sich auf dem Cover der Frauenzeitschrift „Femmes du Maroc“ nackt fotografieren lässt. Was auf dem Cover zu sehen ist, ist ein schönes Gesicht, ein runder Bauch, ein Hand auf der Brust und die zweite auf dem Bauch. Was nicht zu sehen ist: der Po, die Brüste und die Beine. Dieses Bild vermittelt verschiedene Botschaften. Die wichtigste Botschaft ist Schwangerschaft mit neuen Dimensionen. Man vermittelt Emotionen wie Muttergefühle, den Stolz schwanger zu sein bzw. Mama zu werden, der selbstbewusste Blick ist auf den Btrachter gerichtet und vermittelt ein neues Verständnis von Schönheit als schwangere Frau und dieses Gefühl mit anderen Menschen teilen zu wollen. Nicht vergessen werden darf, dass die Zeitschrift eine Frauenzeitschrift ist und nur von Frauen gelesen wird. Die Männer haben keinen Zugang, es sei denn, sie werden durch das Foto zufällig im Zeitungskiosk aufmerksam und kaufen sich die Zeitschrift oder durchblättern sie aus Interesse.
Übrigens, der Vater des Kindes ist ein marokkanischer Filmproduzent. Im Interview der Zeitschrift mit seiner Frau gibt diese sich ganz cool: „A coup sûr, cette image choquera certaines personnes, mais pour d'autres, elle offrira un souffle de modernité inattendu. J'aimerais que cela marque les esprits marocains parce que j'aime être dans une démarche qui surprenne et appelle à la réflexion. D'autant plus que cela correspond à ma conception de la liberté et de l'indépendance.” Und sie hat versichert, dass das Foto-Team nur aus Frauen bestand. „A séance photo a eu lieu en comité restreint à ma demande, il n'y a eu que la photographe, ma maquilleuse coiffeuse et Myriam Jebbor (la journaliste) dans le studio“.
Die Frauenzeitschrift „Femmes du Maroc“ hat immer das Ziel gehabt, neue gesellschaftlichen Trends in die Welt zu bringen und maßgeblich mitzuprägen. Dies betrifft auch Tabuthemen wie Sexualität, Masturbation, Fremdgehen bis zum den letzten Beispiel: Die Auflage von November, wo sich eine schwangere Frau nackt fotografiert ist.
Es wird verschiedene Meinungen über dieses Bild geben. Die Frauen werden es bestimmt als schön ansehen: die weiße Haut, der große schöne Bauch, schöne Hände und selbstwusste Augen, all das zeigt das Bild von einer schönen schwangeren Frau.
Manche Männer werden das vielleicht auch so sehen, wieder andere haben möglicherweise sexuelle Fantasien und denken an Erotik. Es wird sicher auch Männer geben, die sich provoziert fühlen und vielleicht auch bedroht durch so viel Selbstbewusstsein.
Eine andere Gruppe, die Manager und Werbeagenturinhaber, werden sehr enttäuscht sein und denken, dass sie die große Chance ihres Lebens verpasst haben. Durch diese Aktion hätte man für jegliche Produkte werben können, die mit schwangeren Frauen, werdenden Müttern und zukünftigen Mamas verbunden sind.
Durch diese Aktion werden neue Spielregeln auf dem Medienmarkt definiert und neue Trends entstehen. Ich werde nicht berichten, was die marokkanische Öffentlichkeit darüber denkt, ob es gut oder schlecht, ob ein Tabu oder nicht, normal oder provokativ ist, sondern ich werde berichten, was in den Köpfen der Marketing- und Fachleute abläuft.
Ganz einfach: Viele sitzen nun an ihren Schreibtischen und arbeiten an neuen Kommunikationsstrategien. Welche Instrumente sind geeignet, welches Budget kann ausgegeben werden?. Das Ziel ist schon festgelegt: „Wir werden unsere Umsätze verdoppeln oder verdreifachen. Unser Bekanntheitsgrad wird steigern und unsere Marktanteile werden größer. Der Anfang ist schon gemacht. Wir müssen nur unsere Botschaft mit wenig nackter Haut in allen Medienkanäle strahlen. Wir sind nicht die ersten, die das Tabu-Thema gebrochen haben. Jetzt ist die Zeit gekommen, die schöne Seite der marokkanischen Frauen in der Werbung zu integrieren.“ Die Kosmetikindustrie wird die erste sein, die demnächst reagieren und davon profitieren wird.
Die neue Macht der Bilder
Werbung für BHs, Damenrasierer, Pflegeprodukte für die Haut, Produkte für Babys (Nahrungs-, und Pflegeprodukte) werden in der Zukunft oft zu sehen sein, ob im Fernsehen, im Print oder bei Outdoor-Werbung.
Stellen Sie sich vor, die Werbung von Dove („echte Frauen - straffe Kurven“) oder von Alice („Alice, die schönste Verbindung“), Babysaft von HiPP, wo eine nackte Mama mit ihrem Baby zu sehen ist oder die Werbung von Kik mit Verona Pooth, die ihre weiblichen Reize einsetzt, ständig im marokkanischen Fernsehen zu sehen oder unterwegs auf Plakaten, Displays und überall in Zeitschriften und Zeitungen zu finden. Die Mauer der Tabuthemen in Marokko ist gefallen und die Frauen werden eine neue Identität bekommen: sexy, attraktiv, selbstbewusst und stark.

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