Freitag, 15. Mai 2009

Die wichtigsten Zielgruppen in Marokko: Mdeni, Aroubi, Chelh und Sehrawi

Als Kinder haben wir immer viele Witze erzählt. Wir haben uns darüber tot gelacht. Ich konnte nie Witze erzählen. Man brauchte bestimmte Eigenschaften und Qualitäten. Trotzdem haben wir alle gelacht. Die Situationen waren sehr unterschiedlich, ob zu Hause, in der Schule oder unterwegs mit Freunden. Die meisten Witze haben über den Alltag der Menschen erzählt, ihre Probleme und Sorgen, aber auch über Krisen und aktuelle Situationen, die das Land Marokko erlebt hat, ob politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich.
Viele Witze haben immer die gleichen Akteure. Diese hatten unterschiedliche Eigenschaften, sie wurden als schlau oder dumm, stark oder schwach, schnell oder langsam, dick oder dünn, reich oder arm dargestellt. Die wichtigen Akteure dieser Witze waren die Mdinis (Leute aus der Stadt), Aroubis (Leute vom Land), Chelhs (Berber)oder Sehrawis (Leute aus der Wüste).
Ein Mdini ist jemand, der in der Stadt lebt. Er ist intelligent, modern, schlau und reich. Er ist kultiviert und hat eine gute Schulausbildung und einen Zugang zur internationalen Welt.
Aroubi heißt Bauer, er lebt auf dem Land, hat mit Tieren zu tun und hat keine Ahnung von den Dingen der Welt. Er hat andere Qualität, wie z.B. Sex, Tanzen und mehr.
Chelh ist ein Berber, der ist geizig und arbeitet viel. Er betreibt meistens Einzelhandel und geht einmal im Jahr nach Hause. Er spart bei allen Sachen und redet viel.
Sahrawi ist jemand, der aus der Wüste kommt. Er hat Stolz und genießt das Leben. Er dichtet und singt gerne und sitzt stundenlang in seinem Zelt. Bis heute sind solche Witzfiguren noch zu finden.
Leider sind diese vier Zielgruppen nicht vielen Unternehmen bekannt und werden nicht ernst genommen. Egal, was das Unternehmen macht, ob er ein Produkt verkauft oder eine Dienstleistung anbietet, man muss am Ende sein Unternehmen und seine Produkte kommunizieren. Wenn man seine Zielgruppen schon erkannt hat, wäre es dann einfach sie zu erreichen. Zum Beispiel kann man nicht die Aroubis mit Plakate oder Flyer erreichen, auch über die Medien nicht. Sie verstehen ein bisschen Hocharabisch, aber sie wollen auch mit marokkanischem Dialekt angesprochen werden. Die Berber auch so, sie wollen nicht auf marokkanisch, sondern in ihrer Berbersprache angesprochen werden. Die Mdinis sind wieder anders. Sie wollen gerne mit Französisch oder auch Englisch angesprochen werden. Sie finden das modern und cool.
Das gleiche gilt bei der Distribution von Produkten. Die Aroubis sind schwer zu erreichen. Man muss zu ihnen gehen, auf ihre Märkte (Souks), dort findet man sie mit ihren Eseln, Traktoren und LKWs. Die Berber auch so. Die Preispolitik muss auch die Unterschiede dieser Zielgruppen im Auge achten. Die Bereitschaft, mehr Geld für Luxusmarken zum Beispiel auszugeben, ist bei den guten Verdienern, die ein modernes Leben führen und sich alles leisten können, größer als bei den Chelhs.
Heute findet man verschiedene Trends in der marokkanischen Gesellschaft. Einer davon ist die Sprache. Nach einer eigenen Untersuchung bei der Zielgruppe Männer zw. 19 und 39 Jahre wurde festgestellt, dass sie gerne mit marokkanischer Sprache angesprochen möchten. Mehr als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, es ist Zeit, nicht nur marokkanisch zu denken sondern auch marokkanisch zu sprechen. Bei dem Radio www.hitradio.ma sprechen die Moderatoren meistens in der Nachrichten und Wetteraussagen marokkanisch gemischt mit Französisch.
Trotzallem bleiben diese Beschreibungen einseitig und können nicht ernst genommen werden

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen